Tanztherapie

Imagefilm des Berufsverbands für Tanztherapie (BTD e.V.)

Foto: Gilles Soubeyrand

Die Tanztherapie ist eine kreative körperorientierte Psychotherapiemethode. Sie nutzt den bewegten und bewusst wahrgenommenen Körper als Zugang zu innerem Erleben.

Grundlage der Tanztherapie ist das Konzept des „Embodiments”, welches besagt, dass Wahrnehmung, Emotion, Bewusstsein und Kognition immer auch verkörpert sind. Das heißt, dass ein Großteil unseres inneren Erlebens sich im Körper ausdrückt. Andersherum bedeutet dies, dass wir ebenfalls über den Körper auf unser inneres Erleben einwirken können. Genau mit diesen Wechselwirkungen arbeitet die Tanztherapie.

Ein entscheidendes Ziel dabei ist die Integration körperlicher, kognitiver und emotionaler Prozesse. Das Ergebnis dessen lässt sich beschrieben als einen guten Kontakt zur eigenen Intuition oder ein Gefühl von „In-Sich-zu-Hause-sein“.

Als übergeordnete Ziele der Tanztherapie sind weiterhin zu nennen:

  • Vitalisierung und Aktivierung
  • Verbesserung der Körperwahrnehmung
  • Förderung der Wahrnehmung eigener Gefühle und Bedürfnisse
  • Verwirklichung eigener Bedürfnisse im Einklang mit sozialer Kompetenz
  • Erlernen des authentischen Umgangs mit der eigenen Gefühlswelt
  • Stärkung des Selbstwertempfindens durch Orientierung an persönlichen Ressourcen
  • Integration unterschiedicher Selbstanteile
  • Förderung der Kontakt- und Beziehungsfähigkeit
  • Bewusstwerdung eigener Verhaltens- und Denkmuster
  • Aktives Erproben neuer Interpretations- und Handlungsmöglichkeiten
  • Selbstwirksames Finden neuer Lösungswege

Die Ziele, die für Sie dabei im Vordergrund stehen bzw. wie diese weiter konkretisiert werden, kann individuell ganz unterschiedlich sein. Sollten Sie sich für eine Einzeltherapie entscheiden, besprechen wir ihre persönlichen Ziele gemeinsam ausführlich. Dabei können sich Themen herauskristallisieren wie zum Beispiel der Wunsch nach mehr Autonomie und Abgrenzung, Bindungsschwierigkeiten, Umgang mit Wut und Aggression, Stressregulation, Arbeit am Körperbild, Umgang mit Perfektionismus und Leistungsdruck, u.v.m.

Tanztherapie ist nicht gleich Tanzunterricht! Bei der Tanztherapie gibt es keine festen Schrittfolgen oder Choreographien zu erlernen. Es geht um den individuellen Ausdruck in Form von Bewegung. Diese kann mit oder ohne Musik stattfinden. Das, was am Ende dabei herauskommt mag wie Tanz aussehen, oder auch wie ein Gehen im Raum, ein Stampfen der Füße auf dem Boden, ein leichtes Wiegen des Kopfes,… Bedeutend ist immer, was Sie dabei erfahren.

Auch wenn sich die Tanztherapie durch die Nutzung des Körpers, von einer reinen Gesprächstherapie unterscheidet, spielt auch hier der verbale Austausch eine wichtige Rolle. So geht es immer auch darum, das was auf körperlicher Ebene erfahren wurde, in Worte zu fassen um es auch gedanklich in den eigenen Lebenskontext einordnen zu können.

Der Tanztherapie-Raum ist ein Raum, in dem Sie sich ausprobieren können. Neue Handlungs- und Denkmuster brauchen ihre Zeit um sich einen Platz in unserem Leben zu sichern. Dabei ist es hilfreich, diese zu verkörpern, indem sie vorerst spielerisch in Bewegung erprobt werden.

Tanztherapie arbeitet ressourcenorientiert. Wir fokussieren uns also zuallererst auf Ihre ganz persönlichen Strategien, Handlungsmöglichkeiten und Kompetenzen. Von dort aus können wir uns dann auch aktuellen oder vergangenen Konfliktthemen nähern. Hier lassen sich von der Bewegungsintuition geleitet oftmals neue Blickwinkel und Umgangsformen finden.

Tanztherapie eignet sich prinzipiell für jeden Menschen. Es ist keinerlei Vorerfahrung in Tanz oder Körperarbeit nötig. Ich lade explizit auch Menschen ein, die körperlich eingeschränkt sind. Oft profitieren diese sogar besonders davon, da die Tanztherapie es ermöglichen kann, den manchmal verloren geglaubten Körper neu zu entdecken und positiv zu besetzen.

Mein Angebot richtet sich sowohl an Menschen, die sich ohne starken Leidensdruck eine nähere Auseinandersetzung mit sich selbst wünschen, als auch an jene, die unter akutem Leidensdruck stehen. Indikationen dabei können sein:

  • Depressionen
  • Ängste und soziale Phobien
  • Posttraumatische Belastungsstörungen
  • Psychosomatische Erkrankungen
  • Stress/Burn-Out-Syndrom
  • Essstörungen
  • Beziehungs-, Kontakt- und Selbstwertprobleme
  • Sinnkrisen / Neuorientierung
  • Schwierige Verlusterfahrungen
Die Tanztherapie als psychotherapeutische Methode ist stark von tiefenpsychologischen Ansätzen geprägt. Sie erlaubt die Auseinandersetzung mit früh geprägten persönlichen sowie zwischenmenschlichen Mustern. Die Offenlegung und Lösung verdrängter Konflikte ist dabei ein wichtiges Ziel. Auch humanistische Ansätze und die Gestalttherapie bilden weitere Pfeiler der Tanztherapie. Sie ist außerdem vereinbar mit den verhaltenstherapeutischen Methoden, die heute viel Verwendung finden. So schafft sie aktivierend einen Rahmen, um neue Verhaltensweisen und Strategien zu erproben und weiterzuentwicklen.
 
Die Ziele von Tanztherapie und gesprächszentrierten Therapiemethoden sind also zu großen Teilen identisch. Die Tanztherapie arbeitet methodisch jedoch anders, da sie ergänzend und vertiefend zu sprachlichem Ausdruck die Ausdrucksform der Bewegung nutzt. Damit hat sie Schnittmengen mit der Vegetotherapie, der konzentrischen Bewegungsterapie und weiteren Körpertherapiemethoden. Auch mit Kunst- oder Musiktherapie bestehen insofern Schnittmengen, als dass der kreative symbolische Ausdruck und die prozessorientierte Gestaltung im Zentrum stehen.
 
Tanztherapie lässt sich als mehr intuitiv, weniger verkopft sowie mehr aktiv-erprobend, weniger denkend-fragend, beschreiben.
Die Tanztherapie als feste Methode gibt es nicht. Jeder Therapeut und jede Therapeutin arbeitet etwas anders.
 
In meiner Arbeit orientiere ich mich an humanistischen Grundannahmen des klientenzentrierten Ansatzes nach Carl Rogers. Dabei steht die Hilfe zur Selbsthilfe als oberstes Ziel. Sie als KlientIn sind ExpertIn für sich und ihre Themen. Ich als Therapeutin bin weniger Anleitende oder Ratschlaggebende, sondern vielmehr Impulsgerin. Damit möchte ich Sie befähigen selbstbestimmt nach Lösungen zu suchen.
 
Auch die Logotherapie nach Viktor Frankl pägt meine Arbeitsweise bedeutend. Ihr geht es um die Erkennung und Verwirklichung der eigenen Werte. Als Ergebnis dessen steht die Sinnfindung und Selbstverwirklichung. Die Entwicklung eines Gefühls von persönlichem Sinn gilt als Gegenpol zu Gefühlen von Leere, Frustration, Angst und Orientierungslosigkeit.
 
Ich glaube, dass es in der psychotherapeutischen Arbeit mehr als eine Wahrheit gibt. Je nach Thematik und Persönlichkeit, orientiere ich mich stärker an verhaltens- bzw. tiefenpsychologischen Konzepten (s.o.). Auch systemische Sichtweisen finden ihren Platz in meiner Arbeit. In der symbolischen Arbeit mit Körper und Bewegung nutze ich Repräsentationen eigener innerer Anteile, Beziehungsstrukturen oder Symptome. Die Wahrnehmung der eigenen Thematik von außen, führt oft zur Veränderung oder Erweiterung innerlich aufrechterhaltener Bilder.
 
Neben diesen „klassichen“ Ansätzen ist mein Ansatz geprägt von der Achtsamkeitspraxis, kreativem Tanz, Imrovisation und anderen kreativ-gestalterischen Methoden (Theater, Malen, kreativem Schreiben), die ich persönlich in meinem Leben als große Bereicherung und Kraftquelle erlebe und nutze.
Die Einzelbegleitung ist eine gute Idee, wenn Sie sich intensiv und potentiell über einen längeren Zeitraum in Therapie begeben möchten. Es kann auch dann hilfreich sein, wenn Gruppenkontexte für Sie eine Schwierigkeit darstellen, und Sie glauben, sich alleine besser einlassen oder öffnen zu können.
 
In meinen Gruppenangeboten findet ebenfalls eine tiefe Beschäftigung mit sich und den eigenen Themen statt. Dabei steht der Austausch untereinander mehr im Vordergrund. Hier können meine KlientInnen oft stark voneinander profitieren und sich gegenseitig bereichern. Auch Themen wie Zugehörigkeit in Gruppen und die Skala der Öffnung bzw. Abgrenzung zu anderen lassen sich im Gruppenkontext anders bearbeiten. Dabei lege ich großen Wert auf die Schaffung eines wertschätzenden und respektvollen Rahmens zum offenen Austausch. 

Literatur

BTD (Berufsverband für Tanztherapeutinnen Deutschlands), ,,Ziele der Tanztherapie”, unter: https://www.btd-tanztherapie.de/index.php?cid=375&pid=347 (abgerufen am 30.04.2020)

Schmeißler, H., Feldkamp-Zylka, A. (2002). Tanztherapie in der Psychiatrie: Praxis und Refelxion. Zeitschrift für Tanztherapie, 15/2002.

Willke, E., Hölter, G., Petzhold, H.G. (Hg.). (2014) Tanztherapie – Theorie und Praxis. Ein Handbuch. Wiesbaden: Reichert Verlag.